Redebeitrag von Hanna Steiner (Landessprecherin Linksjugend [’solid] Brandenburg) auf der Potsdam-for-Future-Demo am 20.09.2019.
Liebe Mitstreiter_innen,
es ist großartig, wie viele heute auf der Straße sind um ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen für konsequente Politik, ein Zeichen für Klimaschutz und für mehr Gerechtigkeit!Die Frage des Klimawandels ist keine, die nur mit Klimaschutz, Umweltpolitik und Ökologie beantwortet werden kann. Der Klimawandel ist auch eine Gerechtigkeitsfrage!
Das
zeigt sich nicht nur hier, sondern vor allem in internationaler
Hinsicht. Während in unserem Land die Antwort auf globale Erwärmung
und damit höhere Temperaturen im Sommer, im Einbau und Einsatz von
leistungsfähigen Klimaanlagen besteht, sind Dürren im globalen
Süden so krass, dass Menschen aus ihrer Heimat flüchten müssen.
Während wir in Europa Dämme gegen einen steigenden Meeresspiegel
bauen können, wird der Lebensraum von armen Menschen auf anderen
Kontinenten einfach überschwemmt.
Wenn
wir von Klimagerechtigkeit reden, geht es auch um eine gerechtere
Verteilung der Kosten zur Einhaltung der Klimaziele und auch um eine
gerechtere Verteilung der Folgen des Klimawandels. Wir dürfen nicht
dabei zusehen, wie sich die westlichen Wohlstandsgesellschaften
einbauen während im globalen Süden bereits Menschen in Folge des
Klimawandels sterben. Die Industrienationen dieser Erde, dazu gehört
auch Deutschland, dürfen sich nicht nur um den Schutz des eigenen
Landes kümmern. Die Industrienationen sind die Verursacherinnen des
Klimawandels. Sie müssen auch für die Folgekosten aufkommen. Das
heißt nicht nur den betroffenen Ländern zu helfen, sondern auch
legale Fluchtrouten einzuführen.
Auch
in der Lausitz lässt sich die Gerechtigkeitsfrage stellen: Wie sieht
die Zukunft für alljene aus, die jetzt von der Braunkohle leben? Die
Antwort darauf kann nicht sein, den dringend notwendigen
Kohleausstieg zu verzögern. Die Antwort kann auch nicht darin
bestehen, nur von einem Strukturwandel zu reden und mit der Gießkanne
Geld zu verteilen. Nein, was in der Lausitz jetzt wichtig ist, ist
ein Wandel hin zu einem großen IStandort für erneuerbare Energien,
der in die öffentliche Hand gehört! Wir müssen aufpassen, dass
nicht die gleichen politischen Fehler wie beim Atomausstieg
wiederholt werden.
Energiekonzerne,
die jahrzehntelang Geld mit dem Aufbau und Verbrennen von Kohle
gemacht haben, dürfen keine Gelder vom Staat bekommen!
Diese
Kraftwerke werden so gebaut, dass sie sich nach einer längeren Zeit
rentieren und die Energiekonzerne Gewinne statt Verluste machen.
Deswegen sollte das Geld nicht in große Konzerne fließen, nein, das
Geld für den Strukturwandel muss den Menschen zu gute kommen! Es
wird für Förderung von erneuerbare Energien, für Umschulungen, für
Frührenten, für die Infrastruktur und die Kommunen gebraucht!
Wie
ihr vielleicht merkt, ist es wichtig zu bedenken, wer den Klimawandel
verursacht hat und wo die meisten Emissionen verursacht werden. Wir
sind weit über den Punkt hinaus, wo wir mit individuellen
Konsumentscheidungen, also der Produktwahl im Supermarkt, das Klima
retten können.
Wir
brauchen stattdessen radikale Veränderungen in unserer Gesellschaft
und dafür hat das Konsumverhalten zu wenig Einfluss. Wenn wir den
Klimawandel wirklich begrenzen wollen, dann müssen wir den
Kapitalismus überwinden.
Es
ist nicht länger tragbar, dass nicht nur Menschen, sondern auch die
Natur für einen unbegrenztes Wirtschaftswachstum ausgebeutet werden.
Und radikale Veränderungen, wie eine nachhaltige und demokratische
Wirtschaft, lassen sich nur über die Politik und die Demokratie
durchsetzen. Demokratische
Entscheidungen, vorangetrieben durch politisch aktive und die
Wähler_innen, müssen mehr Macht haben als die
Wirtschaft!
Deswegen
ist es gerade so wichtig dass wir heute auf der Straße sind und
politischen Protest ausdrücken. Und es ist wichtig, dass soziale
Bewegungen auch mit politischen Organisationen wie uns
zusammenarbeiten, damit aus dem Protest auf der Straße auch
irgendwann politische Veränderungen resultieren.
Also lasst uns heute und in Zukunft weiter gemeinsam dafür kämpfen, dass sich hier in unserer Gesellschaft grundlegend etwas ändert. Lasst uns dafür einstehen, dass es nicht nur einen konsequenten Klimaschutz gibt, sondern auch endlich soziale Gerechtigkeit!